Dr. Mirjam Jenny ist Entscheidungsforscherin. Die promovierte Psychologin ist derzeit an der Uni Erfurt als Head of Science2Society (Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft) tätig und hat u.a. für das Robert Koch-Institut (RKI), am Harding-Zentrum für Risikokompetenz an der Uni Potsdam und am Center for Adaptive Rationality am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung gearbeitet.
Frage 1: Was bedeutet der Klimawandel für Sie persönlich?
Klimawandel bedeutet für mich eine Zukunft mit noch viel schwerwiegenderen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Krisen als wir es heute erleben. Er bedeutet auch eine Herausforderung und Chance für die Wissenschaftskommunikation.
Frage 1: Was bedeutet der Klimawandel für Sie persönlich?
Als Wissenschaftler, Ehemann in einer christlich-islamischen Familie und Vater von 3 Kindern hat mich die Klimakrise schon länger umgetrieben. Aber erst als ich ein humanitäres Projekt in Kurdistan-Irak geleitet habe und die klimatischen wie auch politisch-extremistischen Folgen mit eigenen Augen gesehen habe, habe ich die Auswirkungen wirklich begriffen. Die Länder brennen, große Teile des Irak südlich der Shingal-Berge werden in wenigen Jahrzehnten nicht mehr bewohnbar sein. Die Menschen kämpfen um die letzten Wasserquellen, größere Gruppen wenden sich dabei gegen kleinere. Die radikal-islamischen Bewegungen entlang des eurasischen Gürtels von Nordafrika bis Afghanistan rekrutieren ihre Anhänger vor allem aus den Söhnen entwurzelter Familien, für die es kaum noch friedliche Entwicklungschancen gibt. Am Gedenktag für den Genozid am ezidischen Volk habe ich den eskalierenden Vorgang ausdrücklich "Hitzemord" genannt und kämpfe darum, dass er endlich wahrgenommen wird. Fossile Rohstoffe und Klimakrise radikalisieren schon heute Menschen zu Mördern. Und wir finanzieren durch Öl- und Gaskäufe die Waffen und beschleunigen die Klimakrise zusätzlich.
Vorab zu Ihrer Person: Wer sind Sie und was machen Sie beruflich?
Meine Name ist Bernhard Misof, ich bin in Österreich geboren und lebe nun seit über zwanzig Jahren in Deutschland. Seit Mai 2020 leite ich das Museum Koenig in Bonn und bin auch Generaldirektor des Leibnizinstitutes zur Analyse des Biodiversitätswandels mit dem Museum Koenig Bonn und dem Museum der Natur Hamburg.
Frage 1: Was bedeutet der Klimawandel für Sie persönlich?
Bernhard Misof: Klimawandel bedeutet für mich persönlich ganz dramatische Veränderungen in meiner Umwelt. Ich bin als kleines Kind sehr viel auf Wiesen und in Wäldern unterwegs gewesen und kann nun die Fauna und Flora, die ich noch vor 50 Jahren erleben durfte, nicht mehr wiederfinden. Viele Arten sind verschwunden, andere wärmeliebende Arten eingewandert. Insgesamt ist die Menge an Insekten etwa enorm spür- und erfahrbar zurückgegangen. Ich kann unseren Kindern gar nicht vermitteln, was ich noch an Diversität erlebt habe, sie betrachten dies als Science-Fiction. Natürlich haben diese Veränderungen immer einen multikausalen Hintergrund, aber der Klimawandel als Ausdruck tiegreifender Veränderungen kann hier als Symbol des menschlichen Einflusses dienen, sicher nicht als einzige Ursache.
Vorab zu Ihrer Person: Wer sind Sie und was machen Sie beruflich?
Sandra Gilgan: Mein Name ist Sandra Gilgan und ich leite seit 2018 die Geschäftsstelle der Bonner Allianz für Nachhaltigkeitsforschung, die an der Universität Bonn angesiedelt ist. In meinem Hintergrund in Chinawissenschaften, Philosophie und Kulturwissenschaft steckt eine Leidenschaft für verschiedene Sprachen und Geistestraditionen und die unterschiedlichen Blickwinkel, die sie auf die Welt ermöglichen. Diese Passion brachte mich schließlich in ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk, in dem sechs renommierte Forschungseinrichtungen daran arbeiten, gemeinsam Wissen und Kompetenzen für nachhaltige Entwicklung zu stärken.
Frage 1: Was bedeutet der Klimawandel für Sie persönlich?
Sandra Gilgan: Klimawandel bedeutet für mich Zeugin davon zu sein, was wir dabei sind zu verlieren – an Artenvielfalt, Biodiversität, Umweltqualität, und schließlich Lebensqualität. Gleichzeitig ist es für mich auch ein Zeichen, dass wir in vielen Bereichen enger zusammenrücken müssen, um gemeinsam dieses Verlieren aufzuhalten und mit bereits eingetretenen Folgen umzugehen. Auf internationaler Ebene müsste Politik sehr kooperativ zusammenarbeiten können. Leider zeigen uns akute Konflikte gerade das Gegenteil davon. Wissenschaftler*innen müssen interdisziplinär arbeiten und damit auch Karriere machen können. Momentan sind Karrierewege sehr disziplinär geprägt. Dozent*innen müssen Freiräume haben, um universitäre Lehre auf neue gesellschaftliche Herausforderungen einzustellen. Einiges ist da schon in Bewegung, und bei uns in der Bonner Allianz sitzen wir mit vielen klugen Köpfen zusammen, um zu schauen, wie wir in und zwischen den Institutionen agil und fruchtbar zusammenarbeiten können. Das macht auch viel Hoffnung.
Vorab zu Ihrer Person: Wer sind Sie und was machen Sie beruflich?
Mein Name ist Jana Schilbert. Ich promoviere in der Biologiedidaktik an der Universität Bonn und erforsche, wie man durch Tierbegegnungen im Zoo das Interesse an Natur- und Artenschutz fördern kann.
Frage 1: Was bedeutet der Klimawandel für Sie persönlich?
Jana Schilbert: Für mich persönlich sind der Erhalt unserer Biodiversität und sich der Klimakrise entgegenzustellen zwei unserer größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Da gibt es natürlich noch sehr viele andere. Ich persönlich habe mich aber dazu entschieden, mich beruflich und privat vor allem mit diesen Bereichen zu beschäftigen, weil ich unseren Planeten mit all den Lebewesen ganz schön faszinierend finde. Dass wir als Menschen mit unseren Aktivitäten hauptverantwortlich für die Klimakrise und den Verlust unserer Artenvielfalt sind, macht mich einerseits traurig und wütend, andererseits aber auch hoffnungsvoll, da wir somit auch Teil der Lösung dieser Probleme sein können!