Eine Handvoll Fragen an: Ben Al-Russith
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Vorab zu Ihrer Person: Wer sind Sie und was machen Sie beruflich?
Ben Al-Russith: Mein Name ist Ben Al-Russith, bin 30 Jahre alt und studiere Germanistik und Romanistik in Köln. Ich denke darüber nach, in Deutschland zu promovieren. Ich komme mit meiner Frau aus Aserbaidschan und bin aschkenasischer Jude. Daher bin ich von meiner Erziehung her eher als Weltbürger erzogen und habe von Kindheit an gelernt, global zu denken. Für mich ist das Thema Frieden das bestimmende Element und ich bezeichne damit den Klimawandel der Nationalitäten, Frieden statt Macht zu suchen. Erst eine Welt im Frieden ermöglicht es allen Menschen zu guten Bedingungen zu existieren. Damit meine ich das zu haben, was man zum Überleben braucht. Da man mit dem heutigen Studiensystem kaum eine Chance hat studienbegleitend in größerem Umfang zu arbeiten und so für den Lebensunterhalt der Familie aufzukommen, habe ich erst in Deutschland gelernt, was es heißt arm zu sein. Ohne das Stipendium kämen wir am Monatsende kaum über die Runde.
Frage 1: Was bedeutet der Klimawandel für Sie persönlich?
Ben Al-Russith: Klimawandel bedeutet für mich als erstes der Mangel an Wasser. In den letzten Jahren blieb der Regen immer mehr aus und der Boden erodiert unter dem immer heftiger werdenden Wind. Alles Öl nutzt uns nichts, wenn wir verdursten müssen.
Frage 2: Wie engagieren Sie sich für das Klima bzw. gegen den Klimawandel?
Ben Al-Russith: Meine Frau und ich engagieren uns beim Technischen Hilfswerk (THW) und wir haben im Sommer im Ahrtal mitgeholfen aufzuräumen, auch wenn wir dort als Fremdländer angesehen wurden. Katastrophen sind uns seit Kindesbeinen an wohl eher vertraut als den Deutschen. Wir bemessen ihnen nicht so eine Bedeutung bei, wie es hier in den Medien geschehen ist und dann die Rede darüber genauso schnell wieder verschwunden ist, wie das Wasser wieder zurückgegangen ist.
Frage 3: Was und wie würden Sie gerne lernen, um Ihre Zukunft gestalten zu können?
Ben Al-Russith: Ich möchte eine Qualifikation erreichen, die es mir ermöglicht, in verschiedenen Ländern der Welt zu arbeiten, vielleicht aber auch nach Aserbaidschan zurückzukehren, wenn uns unsere Familien das erlauben. Im Moment haben sie uns verstoßen und trauen uns nicht zu, dass wir eine gute Ehe führen, was wir aber tun.
Frage 4: Wo befindet sich Ihr Lieblings-Lernort und warum können Sie dort so gut lernen?
Ben Al-Russith: Mein Lieblingslernort ist der Liegestuhl auf der Terrasse, da meine Frau den Schreibtisch in unserem Zimmer belegt. Ich brauche Sonne, viel Sonne, sonst geht es meinem Gemüt schlecht. Natürlich ist die Bibliothek in der Universität auch ein Lieblingsarbeitsort, aber es ist schade, dass man dort nicht reden und diskutieren darf.
Frage 5: Bitte erzählen Sie uns von Ihrem persönlichen Zukunftsbild: Wie sieht Ihr Alltag 2030 aus?
Ben Al-Russith: Als angehender Lehrer für Romanistik und Germanistik werde ich wohl in anderen Ländern oder auch hier lehren. Dabei liegen mir natürlich Inhalte des Friedens und Wohlergehens des Menschen am Herzen. Danke, dass ich um meine Meinung gefragt worden bin. Das ist leider sehr selten.
Die Interviewfragen stellte Ute Giesen im März 2022.